Goldkehlchen mit Hüftschwung
Publiziert mit freundlicher Genehmigung von: Südkurier, 07.06.2004 Original Zeitungsseite als PDF-DownloadTosender Applaus und stehende Ovationen für F.I.T.A. in der Mühle Oberteuringen
Der Holzboden im Kulturhaus Mühle in Oberteuringen schwankte und zitterte bedrohlich unter dem begeisterten Stampfen und Klatschen der Konzertbesucher. Was das A-cappella- Sextett F.I.T.A. selbst nicht für möglich gehalten hatte, trat ein: Die Stimmung schnellte schon zu Beginn auf den Siedepunkt.
Die Klimaanlage in der Mühle hatte hart zu kämpfen, denn nicht nur das weibliche Blut geriet wegen der schönen Stimmen der jungen Sänger aus Friedrichshafen schwer in Wallung. Den "Duke of Earl" auf den Lippen, knieten die Sänger schmachtend vor dem Publikum. Jene Frauenherzen, die es nicht schon beim gekonnten Hüftschwung von Elmar und Matthias während der Nummer "Guantanamera" erwischt hatte, schmolzen nun dahin.
Auf die Frage, ob ein weibliches Geburtstagskind im Publikum sei, meldete sich gleich der halbe Saal im Chor. Jede wollte jenes "My Girl" sein, das F.I.T.A. dann besangen. Den Müttern präsentierten die gut gelaunten Vokalkünstler kurzerhand John Lennons "Mother" in Soulversion als afrikanisches Muttertagslied.
Elmar, Matthias, Hendrik, Achim, Christian und Michael bringen zwar alle Erfahrungen aus Musikvereinen ein, singen aber erst seit drei Jahren gemeinsam und meist nur wenige Titel bei privaten Anlässen.
Als die telefonische Anfrage zu diesem Konzert kam, waren sie eher überrascht und fragten: "Geht denn da überhaupt einer hin?"
Und ob! Die Karten gingen weg wie Gratisbenzin im Wahlkampf und schon eine Woche vor dem Konzerttermin hieß es bedauernd: "Ausverkauft". Bassist Hendrik aus Lippertsreute hatte sogar schon einen eigenen Fanclub im Saal, für den er den Lieben Gott inbrünstig um einen Mercedes Benz anflehte. Statt dessen erhielt er johlenden Applaus. Von ihm stammen auch die erstklassigen Arrangements. Jeder der insgesamt neun neuen Songs ist ein Treffer, diese A-cappella-Gruppe ist Lichtjahre von jenen kragengesteiften Herren entfernt, die kleine grüne Kakteen auf dem Balkon aussetzen.
Man kauft F.I.T.A. unbesehen ab, dass es sich bei "Keep on running" um waschechten Rockn Roll handelt und kein Mensch fragt mehr nach Elvis, wenn man "Hound Dog" von F.I.T.A. sechs Mal spritziger haben kann. "In the still of the night", eine letzte wunderbare Zugabe am Samstag in der Mühle, dann löschte F.I.T.A. die Kerzen und 150 Zuhörer erhoben sich, um begeistert im Stehen zu applaudieren.
Andrea Fritz
Bild: Sänger auf Knien, schmelzende Herzen, aber auch fetzige Rhythmen und schließlich ein Publikum, das stehend applaudierte: Das A-cappella- Konzert von F.I.T.A. war ein Knüller.