Immer bleibt ein Hunger nach mehr

Publiziert mit freundlicher Genehmigung von: Südkurier, 16.03.2004 Original Zeitungsseite als PDF-Download

Popmusiker, denen man die Instrumente weggenommen hat, sind in der Regel ein trauriger Anblick. Starr wie die Gabelzinken stehen sie herum und wissen nichts mit ihren Körpern anzufangen. Bei A-capella-Gruppen schließlich wird die Instrumentenlosigkeit meist zum Hauptproblem: Ihre Mitglieder können sich die Stimmbänder nun mal nicht wie Gitarren um den Hals hängen, und so stehen sie mit hängenden Armen im Halbkreis aufgereiht da, als sängen sie in ein offenes Grab.

F.I.T.A. a-capella

Was für ein Glück, dass es FITA gibt! Die fünf Sangesmannen aus Ailingen (plus Elmar, der stammt aus Eriskirch und darf trotzdem mitsingen) könnten sich im ausverkauften Casa Tropicana einen Auftritt ohne bewegliche Musikantenknochen gar nicht leisten: Schließlich besteht ihr Publikum in der ausverkauften Karibik-Bar zu 80 Prozent aus Mädels, und die wollen von ihrer Boyband etwas geboten bekommen. Und so schwingt Frontmann Matthias Hager locker die Hüften, worauf an den Tischen das Gewisper einsetzt. "Also ich finde, der hat was von Robbie Williams", wird geflüstert. "Der klingt ja wie der Sänger von den Housemartins", kommentiert eine andere den zarten Schmelz in Hagers Stimme. Wie dem auch sei: FITA sind die wohl beschlagenste und souveränste A-cappella-Gruppe in der Region. Hier haben sechs Gesangsbegeisterte zusammengefunden, die nicht nur gute Stimmen haben, sondern auch Soul im Leib. Wie oft müssen sie einen Song wie "Venus" geprobt haben, den 70er Jahre-Hit von Shocking Blue! Wie ein Gummigeschoss fährt hier das Gesangsarrangement in den Magen. Der Wille zur Perfektion führt bei FITA gerade nicht dazu, den gecoverten Stücken alle Strahlkraft auszutreiben, sondern hat das Ziel, auch noch das letzte aus ihnen herauszuholen. Dabei besitzen FITA auch den Mut, Altbekanntes völlig neu zu erfinden. In "Mother" etwa, dem tief melancholischen Song von John Lennon, finden sie gut gelaunten Soul, den in der kargen Trauermusik des Originals wohl niemand vermutet hätte. FITA suchen aber auch in ausgetretenen Pfaden die Herausforderung: Sie stoßen sich nicht daran, dass schon ganze Heerscharen das Stück "Guantanamera" zersungen haben. Sie schütteln die Last der Vorgänger ab, versuchen es aufs Neue, und siehe da: die Nummer ersteht wieder auf, unverbraucht wie wohl zuletzt vor 40 Jahren.

Die musikalische Präzision führt bei FITA nicht zu abgeklärter Coolness: Achim Hildebrand etwa braucht man nur direkt ins Gesicht zu sehen, um von ihm spontan angegrinst zu werden. Matthias Hager wiederum schaut jedes Mädel an den vorderen Tischen aus so großen Augen an, als erblicke er ein beachtliches Wunder. Besonders Elmar, die Ein-Mann-Fraktion aus Eriskirch, kommt beim weiblichen Teil des Publikums gut an: Vom schneidig-schneidenden Tonfall kippt er über ins Romantische, darüber hinaus ist er auch noch blond und gutaussehend und weiß wohl an einem der Tische seine Freundin sitzen, die mit Argusaugen auf ihn aufpasst.

Freilich singen auch FITA auch A-cappella-Songs, die man keinem Publikum vorenthalten darf: "Caravan of love", "The lion sleeps tonight" oder "Only you" von den Flying Pickets. Die musikalischen Wunder aber säen sie anderswo: Bei "Long train running" von den Doobie Brothers etwa. Komplexer geschichtet, geschickter aufeinander abgestimmt kann A-cappella-Gesang nicht sein. Man möchte spontan die nächststehende Plastikorchidee ausrupfen und sie Hendrik Wocher ans Revers heften, der mit seinem Bass die Band rhythmisch zusammenhält. Zum absoluten Meisterwerk gerät "I know that the night must end" aus dem Musical "König der Löwen". So füllig wie ein ganzes Orchester lassen FITA große Gefühle erstehen: die weite Welt steht im Raum, Zuversicht blinkt auf und hinterm Horizont geht's weiter. Für dieses pathetische Arrangement sollten FITA schnellstens das Copyright beantragen, ehe es sich ein anderer unter den Nagel reißt.

Zuletzt hat es die Band schwer, vom Publikum entlassen zu werden. "Nee, nee, nee - so nicht, mein Lieber", lautet der Kommentar, als Matthias Hager das vermeintlich allerletzte Stück ankündigt. Und weil FITA danach nun einmal wirklich alles gegeben haben, bleibt nichts anderes übrig, als mit dem Programm noch einmal von vorn zu beginnen. Darum werden die sechs Sänger wohl auch in Zukunft nicht herumkommen. Denn egal, wie groß das Repertoire von FITA mit der Zeit noch werden wird - immer bleibt ein Hunger nach mehr.

Harald Ruppert

Bild: So sieht gute Laune aus: FITA bewiesen neben hervorragenden Stimmen und Arrangements auch bewegliche Musikantenknochen. Bild: Ruppert

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